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Einbruchsschutz

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2 Uhr nachts. Ein Wummern, ein Klirren, leise Stimmen und schon waren hastige Schritte im Hausflur zu hören. Einbrecher! Ein Schreck, den ich wohl niemals ganz vergessen werde. Aber auch ein Weckruf …

 

15-Jahres-Hoch für Einbrüche

Durchschnittlich wird in Deutschland alle dreieinhalb Minuten in Wohnungen und Häuser eingebrochen. Tendenz steigend. Über 167.000 Wohnungseinbrüche verzeichnete die Statistik 2015. Knapp 10 % mehr als im Jahr zuvor. Damit ist die Zahl der Einbrüche zum neunten Mal in Folge angestiegen und liegt auf einem Höchststand seit 15 Jahren. Fakten, die einen ausreichend auf die Wahrscheinlichkeit vorbereiten sollten, dass auch das eigene Zuhause irgendwann einmal Ziel eines Einbruchs werden könnte. Aber ganz ehrlich: das tun sie nicht.

 

Das „Ich doch nicht“-Syndrom

Ich kannte die Fakten. Auf mich bezogen habe ich sie allerdings ganz und gar nicht. Nach dem Motto „ich doch nicht“ habe ich sämtliche Ratschläge und Hinweise zur Einbruchprophylaxe, die mir hier und da so begegneten, aufmerksam zur Kenntnis genommen und als nützliche Information abgespeichert. Für andere. Bis zu besagter Nacht im Januar, als mich die Geräusche aus dem Hausflur aus dem Tiefschlaf holten und mir die Tatsache wie ein in Säure getränkter Lappen ins Gesicht watschte: Bei uns wird gerade eingebrochen!

 

Der „Und dann doch“-Fall

Die Polizei war nach unserem Anruf innerhalb weniger Minuten vor Ort. Oder besser: vor der Tür. Denn anders als die Einbrecher kamen die Beamten nicht ins Haus. Nachdem mein Freund unter Aufopferung jeglicher Grazie möglichst lautlos aus dem oben gelegenen Schlafzimmer in den Flur schlich und die Eingangstür öffnete, konnte die Polizei schließlich doch noch zur Tat schreiten. Eine gute Stunde suchten sie den im Erdgeschoss gelegenen Kindergarten und den Keller ab, sicherten Raum für Raum und fanden schließlich weder die Einbrecher, noch deren Einstieg in das Haus. Erst der hinzubeorderte Polizeihund stöberte im hintersten Ecke des Kellers drei Männer auf, die sich dort versteckt hatten. Wo und wie sie allerdings in Haus gekommen waren, ist bis heute unklar. Möglichkeiten hatten sie viele, muss ich rückblickend gestehen.

 

Hinterher ist man immer sicherer

Sichern Sie Ihre Fenster zusätzlich mit Schlössern für die Griffe.

Sichern Sie Ihre Fenster zusätzlich abschließbaren Griffen.

Schock geheilt vom „Ich doch nicht“-Syndrom schaute ich mir unser Zuhause einmal genauer an. Eine dunkle, nicht einsehbare Ecke, wo die Einbrecher versucht hatten, die Fenster im Erdgeschoss einzuschlagen. Generell kaum Licht im Außenbereich. Keine zusätzlichen Schlösser, keine Alarmanlage, keine Fenstersicherung, keine Kameras, keine Frage: wir haben es den Herren zu leicht gemacht. Das muss sich nun ändern!

 

Crash-Kurs Einbruchsicherung

Unser Zuhause ist kein Einzelfall. Viele Häuser und Wohnungen sind unzureichend gesichert. Um das zu ändern, hat der Bundestag Zuschüsse für die Installation einbruchssichernder Maßnahmen in Höhe von insgesamt 30 Millionen Euro bewilligt. Die Gelder sind seit Ende 2015 über die staatseigene KfW-Bank abrufbar.

 

Lassen Sie sich fördern

Sowohl Mieter, als auch Eigentümer können Zuschüsse für geplante Maßnahmen bei der KfW beantragen. Die Höhe der Zuschüsse richtet sich nach den förderfähigen Investitionskosten, von denen 10 % erstattet werden. Zur Förderfähigkeit müssen die Um- und Einbauten bestimmte technische Anforderungen erfüllen und von Fachunternehmen des Handwerks vorgenommen werden. Die Mindestinvestitionskosten liegen bei 2000 Euro, die förderfähigen Maximalkosten bei 15.000 Euro. Hier finden Sie mehr Informationen.

 

Türen sichern

Ein Kastenzusatzschloss mit Sperrbügel gewährleistet eine wenigstens einseitige Zugangskontrolle. Um dem Aufhebeln an der Scharnierseite entgegenzuwirken, eignen sich sogenannte Bandsicherungen, die an mehreren Stellen angebracht und mit Schwerlastdübeln im Mauerwerk verankert werden.

Idealen und zudem von außen sichtbaren Schutz bietet ein Panzerquerriegel, der fest verankert einmal quer über die Tür reicht und seitlich in zwei Schließteile schließt, die mit Mauerdübeln fest an der Wand angebracht sind.

 

Fenster sichern

Klar: Fenster und Balkon-/Terrassentüren niemals offen oder gekippt stehen lassen. Auch nicht in höheren Stockwerken.

Zusätzlichen Schutz bieten entweder aufgeschraubte Zusatzschlösser oder eine Umrüstung der Fenster und Fenstertüren auf Pilzkopfverriegelung. Letztere ist die Königsvariante der Fenstersicherung und dringend zu empfehlen.

 

Effektiv Abschrecken

Klappern gehört zum Handwerk, wie man so schön sagt. Zu einem sicheren Zuhause gehört also durchaus auch eine entsprechende Darstellung. Zeigen Sie Einbrechern alles, was er eben lieber vermeiden möchte. Zum Beispiel Ihre Anwesenheit. Hierzu eignet sich ein sogenannter TV-Simulator, der bei Dämmerung automatisch anspringt und die Lichtreflexe eines laufenden Fernsehers simuliert. Ganz so, als säßen Sie gerade gemütlich auf der Couch.

Einen ähnlichen Effekt haben Zeitschaltuhren, die Sie so programmieren können, dass sich zu einer bestimmten Zeit das Licht einschaltet – auch wenn Sie nicht zu Hause sind. Auch Aufkleber mit der Warnung vor dem Hunde oder dem Hinweis auf eine scharfe Alarmanlage könnten das Zünglein an der Waage sein, das Einbrecher dann doch abziehen statt einsteigen lässt.

 

Vorausschauend vorbeugen

Bitten Sie Verwandte oder Nachbarn regelmäßig Ihren Briefkasten zu leeren.

Bitten Sie Verwandte oder Nachbarn regelmäßig Ihren Briefkasten zu leeren.

Ein guter Schutz vor Einbrechern sind aufmerksame Nachbarn.

Bitten Sie Ihre Nachbarn, ein Auge auf Ihr Zuhause zu haben und regelmäßig den Briefkasten zu leeren, wenn Sie länger nicht zu Hause sind. Hinweise auf Ihre Abwesenheit auf dem Anrufbeantworter oder auf Facebook sollten Sie dringend vermeiden. Etwa Urlaubsbilder mit dem Hinweis „Herrlich, noch drei Wochen dieser Ausblick!“ kommt einer ausdrücklichen Einladung an alle Langfinger gleich.

 

Was tun, wenn’s passiert ist?

Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass es weitaus mehr Informationen zum Davor als zum Danach gibt. Das finde ich persönlich unlogisch, denn nach einem Einbruch ist man weitaus bedürftiger und empfänglicher, was guten Rat angeht. Deshalb habe ich für Sie eine Liste der wichtigsten Ratschläge und Verhaltensregeln erstellt, die Ihnen das Leben nach einem Einbruch erleichtern sollten.

1. Ruhig bleiben

Ganz gleich, ob Sie vor der eingeschlagenen Fensterscheibe stehen oder im Bett liegen und es im Flur rumpeln hören, wie ich: Bleiben Sie ruhig! Weder helfen jetzt Geschreie oder Tränen, noch die plötzliche Berufung zu Heldentaten. Atmen Sie tief durch und bewahren Sie einen kühlen Kopf. Dann rufen Sie die Polizei.

2. Polizei rufen

Sollten die Einbrecher noch im Haus sein, rufen Sie sofort die Polizei und warten ab, bis diese vor Ort ist. Suchen Sie keinesfalls die Konfrontation mit den Eindringlingen. Sofern Sie beim Nachhause kommen vor vollendete Tatsachen gestellt werden, rufen Sie ebenfalls sofort die Polizei und fassen nichts an oder betreten am besten die Wohnung gar nicht erst, um keine Spuren zu verfälschen. Die Polizei wird nach ihrem Eintreffen die Spuren sichern, die Anzeige aufnehmen und eine Liste der gestohlenen Gegenstände erstellen.

3. Kreditkarte sperren

Entwendete Kreditkarten sollten Sie sofort sperren lassen. Das ist nicht nur eine gute Idee, sondern auch Ihre Pflicht. Die sogenannte Schadensminderungspflicht, die Sie erfüllen müssen, um Anspruch auf ungeminderten Ausgleich durch Ihre Versicherung zu erhalten.

4. Versicherung benachrichtigen

Informieren Sie Ihre Hausratversicherung über den Schadenfall und reichen Sie möglichst bald die Stehlgutliste ein, auf der alle gestohlenen Gegenstände mit Neupreis und genauer Beschreibung vermerkt sind. Am besten senden Sie begleitend alle vorhandenen Rechnungen und Fotodokumentationen Ihrer Wohnung und Besitztümer. Je nach Versicherer und Tarif wird Ihnen der Neupreis oder der Wiederbeschaffungswert Ihres Hausrats erstattet. Übernommen werden auch Reparaturkosten für beschädigtes Inventar, Türen und Fenster. Darüber hinaus wird eine Wertminderung für beschädigte, aber noch nutzbare Gegenstände bezahlt.

5. Schlüsseldienst bestellen

Demolierte Türen oder Fenster müssen unverzüglich gesichert werden, damit nicht auch noch der Rest gestohlen wird.

6. Schwachstellen beseitigen

Die polizeiliche Beratungsstelle bietet die Unterstützung durch einen polizeilichen Fachberater an, der Ihr Zuhause in Augenschein nimmt, Ihnen eventuelle Sicherheitslücken aufzeigt und Möglichkeiten zu deren Beseitigung mit Ihnen bespricht. Darüber hinaus empfiehlt Ihnen der Fachberater auch entsprechende Fachhandwerker, die Partner im Netzwerk „Zuhause sicher“ und damit LKA-anerkannte Betriebe sind. Diese tauschen sich regelmäßig mit dem polizeilichen Fachberater über aktuelle Täterarbeitsweisen und effektiven Einbruchschutz aus und können die empfohlenen der Polizei fachgerecht umsetzen.

6. Seien Sie ehrlich zu sich selbst

Viele Betroffene leiden nach einem Einbruch stark unter dem Gedanken, dass Fremde in ihre Privatsphäre eingedrungen sind. Auch ich. Leichter Schlaf, Alpträume, Ängstlichkeit und eine unnatürliche Schreckhaftigkeit machten mir über mehrere Wochen das Leben schwer. Und dann verschwanden sie einfach. Alle, denen diese plötzliche Genesung nicht vergönnt ist, finden Hilfe in Opferambulanzen oder beim Weißen Ring, einem  gemeinnützigen Verein zur Unterstützung von Kriminalitätsopfern. Über weitere Anlaufstellen in Ihrer Nähe informieren Sie die kriminalpolizeilichen Beratungsstellen.

Bitte beobachten Sie aufmerksam, wie Sie innerlich mit diesem zu Recht beängstigenden Vorfall umgehen. Und holen Sie sich Hilfe, wenn Sie das Gefühl haben, diese Erfahrung alleine nicht verarbeiten zu können.

Ich wünsche niemandem, die Erfahrung zu machen, dass das eigene Zuhause eben nicht die sichere Festung ist, die es doch eigentlich sein sollte. Dieser Verlust der Unantastbarkeit der eigenen Privatsphäre ist ernüchternd, erschreckend und – wenigstens eine positive Seite sollte alles haben – lehrreich. Denn heute weiß ich: ein Einbruch kann jedem passieren – man kann allerdings die Wahrscheinlichkeit deutlich verringern. Mein von Herzen kommender Rat: tun Sie das!

 

Gerne stehen ich ihnen auch persönlich zur Verfügung. Rufen sie mich gerne an.